Til­da — Die PopOper

Text: Hell­muth Opitz

Musik: Johan­nes Strzyzewski

  • Febru­ar 2017

  • 5 Auf­füh­run­gen

  • Rudolf-Oet­ker-Hal­le

  • 6000 Besu­cher

  • 220 Mit­wir­ken­de

Pres­se

Lebe Dei­nen Traum!

Bielefeld(WB). Auch die drit­te gro­ße Eigen­pro­duk­ti­on der Musik- und Kunst­schu­le (Muku) zün­det ein Feu­er­werk der musik­thea­tra­len Kunst. Kein Wun­der also, dass die Urauf­füh­rung der Pop-Oper »Til­da« vom Publi­kum mit Stür­men der Begeis­te­rung auf­ge­nom­men wurde.

Mehr als 200 Musi­ker, Schau­spie­ler, Sän­ger und Tän­zer lie­ßen sich am Ende auf der gro­ßen Büh­ne der Oet­ker­hal­le mit Stan­ding Ova­tions fei­ern. Zu Recht, schnurrt das Werk doch nicht nur wie ein Uhr­werk ab (Regie: Gun­ter Möll­mann, Anne­le­na Bal­ke, Jani­ne Sonst), son­dern bie­tet alles, was die Sin­ne anregt: Mit­rei­ßen­de Musik mit mar­kan­ter Rhyth­mik und ohr­wurm­ver­däch­ti­ger Melo­dik (Johan­nes Strzyz­we­ski), ein Libret­to, das die Kin­der- und Jugend­li­chen in ihrem All­tag abholt und gefan­gen nimmt (Hell­muth Opitz), gro­ße Tanz­ta­bleaus, die das Gesche­hen ein­drucks­voll illus­trie­ren (Isa­bel Rolfs, Chris­ti­ne Gru­n­ert), fan­ta­sie­vol­le Kos­tü­me (Sabri­na Strunk) und Mas­ken (Sabi­ne Töp­ler) sowie ein mit mar­kan­ten Ele­men­ten aus­ge­stat­te­tes Büh­nen­bild (Rai­ner Krau­se), wel­ches durch fil­mi­sche Sequen­zen (Den­nis Böd­di­cker) geschickt erwei­tert wird. Bis hin zur Gestal­tung der Wer­be­pla­ka­te und des Pro­gramm­hefts (Diet­rich Schul­ze) sowie der Pau­sen­un­ter­hal­tung durch das Block­flö­ten­en­sem­ble Stimmwerck (Alex­an­der Altenhein) ist die­se neu­er­li­che Pro­duk­ti­on ein Eigen­ge­wächs der Muku und ihrer Bie­le­fel­der Part­ner. das Land der Traumstehler

Das Werk ermu­tigt dazu, die eige­nen Träu­me zu leben, auch wenn dies weder in einer kon­for­mis­tisch-mate­ria­lis­tisch ori­en­tier­ten Gesell­schaft noch im Schul­all­tag ein­fach ist. Sie­ben Schü­le­rin­nen und Schü­ler, die am Sams­tag­vor­mit­tag von Leh­rer Stein­beiß zum Nach­sit­zen beor­dert wur­den, kön­nen ein Lied davon sin­gen. Stein­beiß will ihnen ihre Flau­sen mit einem Besin­nungs­auf­satz aus­trei­ben. The­ma: Der Ernst des Lebens. Doch der fuß­ball­be­geis­ter­te Robin, die von einer Schau­spiel­kar­rie­re träu­men­de Anna­bel, der Poet­ry-Slam­mer Ugur, die Spraye­rin Mali­na, das Lie­bes­paar Ele­na und Eric sowie die »Traum­tän­ze­rin« Til­da den­ken nicht dar­an, einen Auf­satz zu schrei­ben. Da gehen sie schon lie­ber mit Said auf eine Abenteuerreise.

Der syri­sche Flücht­ling gewinnt schnell das Ver­trau­en und den Respekt der Jugend­li­chen. Aktu­ell putzt er ihre Schul­räu­me. In sei­ner Hei­mat hat er als Inge­nieur gear­bei­tet und den Euphrat gestaut. Doch in Deutsch­land wird sein Diplom nicht aner­kannt. Er weiß, was es heißt, sich von Träu­men ver­ab­schie­den zu müs­sen und gelei­tet die Schü­ler ins Land der Traum­steh­ler – ande­re nen­nen es das Land der Wirklichkeit.

Sta­chel­be­helm­te Gren­zer wachen rigi­de dar­über, dass kei­ne »Phan­tas­ten« den Schlag­baum pas­sie­ren. Jen­seits der Gren­ze schuf­tet eine Armee aus Arbei­tern an Tagen und in Näch­ten. Hier heißt es, Zeit ist Geld. Träu­me sind über eine Traum­dea­le­rin käuf­lich zu erwer­ben und ein herr­lich über­dreh­ter Mode­ra­tor im Glit­zer­an­zug – Ben­ja­min Bloch läuft in der Rol­le zur Höchst­form auf – weiß, wie die Wer­bung die Wün­sche anheizt. Traum­part­ner gefäl­lig? Gibt’s im Inter­net auf ent­spre­chen­der Part­ner­ver­mitt­lungs­platt­form. Traum­­gesicht? Eine You­tube-Wer­be-Iko­ne à la Bibi emp­fiehlt »Face-Club« – und das jun­ge Publi­kum biegt sich vor Lachen. Witz und Fantasie

Schon erliegt die Grup­pe den Ver­füh­run­gen der Kon­sum­ge­sell­schaft. Varie­té-Tän­ze­rin­nen sug­ge­rie­ren ein Leben in Spiel und Leich­tig­keit. Nur Til­da, die unbe­dingt Tän­ze­rin wer­den möch­te, bleibt stand­haft. Dass sie einen star­ken Cha­rak­ter hat, wird unter ande­rem durch die Dop­pe­lung ihrer Rol­le verdeutlicht.

Ein Kampf zwi­schen der bösen Traum­dea­le­rin und der guten Fee (Jeder Traum hat das Recht, geträumt zu wer­den) ent­führt kurz in die Welt der Mär­chen, in der am Ende das Gute den Sieg davon trägt und ein Läu­te­rungs­pro­zess statt­ge­fun­den hat. Auch die Mit­schü­ler von Til­da erken­nen am Ende, dass allein die Ver­wirk­li­chung ihrer Lei­den­schaf­ten zu einem erfüll­ten Leben führt.

Und so ist »Til­da« ein kom­ple­xes Werk mit einer Bot­schaft, die indes nie­mals mora­lin­sauer daher kommt, son­dern sich mit Witz und Fan­ta­sie eng an der Lebens­wirk­lich­keit eines jugend­li­chen Publi­kums abar­bei­tet, ohne dabei älte­re Semes­ter zu ver­prel­len. Zugu­te kommt dem Stück des­wei­te­ren, dass gesell­schafts­po­li­ti­sche The­men wie Krieg, Flucht und Migra­ti­on sen­si­bel in die Sto­ry inte­griert wer­den und so der Blick über das eige­ne Leben hin­aus gewei­tet wird.

Auch musi­ka­lisch wird die­se essen­ti­ell-exis­ten­zi­el­le Kraft immer wie­der spür­bar: Sei es in den Solo-Songs, sei es in der Wucht des Cho­res, der hin­ter einer Gaze-Lein­wand steht, sei es im Orches­ter, das erwei­tert um eine Band eine enor­me sti­lis­ti­sche Band­brei­te erken­nen lässt – vom druck­voll-rhyth­mi­schen Sound bis hin zu betö­ren­dem Klang­zau­ber. Tobi­as Rich­ter ist der Mann am Pult, der sämt­li­che Fäden sou­ve­rän zusammenhält.

Uta Jos­t­wer­ner für das West­fa­len-Blatt am 3.2.2017

Sto­ry

„Til­da” so hieß die drit­te PopO­per, die die Musik- und Kunst­schu­le auf die Büh­ne der Rudolf-Oet­ker-Hal­le brachte.

Nach­dem auch die letz­te Pro­duk­ti­on aus dem Jahr 2014 6.000 Zuhö­rer in die Rudolf-Oet­ker-Hal­le lock­te und sel­bi­ge sage und schrei­be fünf­mal hin­ter­ein­an­der aus­ver­kauft war, konn­te dier Erfolg mit “Til­da” im Febru­ar 2017 wie­der­holt werden.

Die Geschich­te han­del­te davon, wie wich­tig es ist, sich als Kind oder Jugend­li­cher sei­ne Träu­me und Lei­den­schaf­ten nicht neh­men zu las­sen, ganz gleich, ob sie „rea­lis­tisch” sind oder irgend­wel­chen Nütz­lich­keits­er­wä­gun­gen entsprechen.

Bei einem wei­te­ren Aus­flug zum Bro­cken ver­su­chen sie das Rät­sel zu lösen, und was dann pas­siert, ist anders als erwar­tet und löst gro­ßes Erstau­nen aus.…

Team

RegieAnne­le­na Bla­ke, Gun­ther Möllmann
Regie­as­sis­tenzJani­ne Sonst
Schau­spiel­un­ter­richtAnne­le­na Bal­ke, Gun­ter Möllmann
Gesangs­coa­chingTobi­as Rich­ter, Fran­zis­ka Loos, Mylé­ne Kroon
musi­ka­li­sche LeitungTobi­as Richter
stellv. Orches­ter­lei­terFre­de­rik Richts
Chor­lei­tungTobi­as Richter
Band­lei­tungJohan­nes Strzyzewski
Tanz­un­ter­richtChris­ti­na Gru­n­ert, Isa­bel Möller
Cho­roegra­phieChris­ti­na Gru­n­ert, Isa­bel Möller
Kos­tümSabri­na Strunk
Mas­keSabie­ne Töpler
Büh­nen­bildRai­ner Krause
LoGo und PlakatentwurfRai­ner Krau­se, Diet­rich Schulze
Art Direk­tor PrintmedienDiet­rich Schulze
FotosDan­ny Kötter
VideoDen­nis Böddicker
Tech­nikPris­ma Veranstaltungtechnik
Ton­mi­schungTino Bubig
Licht­de­sign
Orga­ni­sa­ti­onDomi­nik Potthast
Manage­mentLau­ra Schiller
TextHell­muth Opitz
MusikJohan­nes Strzyzewski
Pro­duk­ti­onMusik- und Kunst­schu­le der Stadt Bielefeld